Metta Bhavana ist eine Praxis, die im Buddhismus zu den sogenannten Brahmavihāras gehört, den vier uneremesslichen Verweilzuständen des Herzens. Sie beschreiben Qualitäten des Herzens, die wir kultivieren können.
Brahmavihāras
• Metta – liebende Güte und Freundlichkeit
• Karunā – Mitgefühl für das Leiden anderer
• Muditā – Mitfreude am Glück und Gelingen anderer
• Upekkhā – Gleichmut und innere Ruhe inmitten von Wandel
Bedeutung und Ursprung
Metta bedeutet Güte, Freundlichkeit, Liebe: Eine wohlwollende Haltung, die nichts fordert und nichts zurückhaben möchte. Bhavana bedeutet Entfaltung oder Kultivierung. Metta Bhavana ist daher die Kultivierung einer inneren Haltung von Liebe und Freundlichkeit, die zuerst sich selbst gilt, dann den Menschen im nahen Umfeld, neutralen Begegnungen, fordernden Personen und schließlich allen Lebewesen. Sie wird oft als Meditation der liebenden Güte beschrieben
Im Yoga-Sutra des Patañjali finden diese Herzensqualitäten ebenenfalls Erwähnung: Maitri (Güte), Karuna (Mitgefühl), Mudita (Mitfreude) und Upeksha (Gleichmut). Sie helfen, innere Hindernisse (Antarayas) zu überwinden und den Geist in Ruhe und Klarheit zu führen. Ganz ähnlich der buddhistischen Herzpraxis. Im frühen buddhistischen Kontext wurde Metta Bhavana als Übung entwickelt, um das Herz zu öffnen und Frieden zu kultivieren. Die Praxis schafft eine Verbindung zu sich selbst und zu anderen, frei von Bewertung oder Abgrenzung. Sie ist Teil der spirituellen Schulung, die nicht auf Rückzug, sondern auf ein Leben in Mitgefühl und Verbundenheit zielt.
Wirkung
Die Kraft der Metta Bhavana liegt in der schrittweisen Transformation:
• Selbstfreundlichkeit und Selbstannahme entwickeln
• Mitgefühl für andere Menschen spüren, besonders in schwierigen Situationen
• Vertrauen in die Verbundenheit allen Lebens stärken
• Inneren Frieden erfahren
Regelmäßig praktiziert, kann die Meditation die Haltung zum Leben verändern. Sie kann helfen, Stress und Enge loszulassen, Konflikten weicher zu begegnen und im Alltag mehr Leichtigkeit zu finden.
Die Praxis
Die Meditation folgt einem klaren Aufbau:
- Verbindung zum eigenen Atem, zum Körper, zum Herzraum
- Wünsche der Freundlichkeit an sich selbst:
Möge ich glücklich sein. Möge ich sicher sein. Möge ich gesund sein. Möge ich in Leichtigkeit leben. - Ausweitung dieser Haltung auf Menschen, die nahe stehen: Mögest du glücklich sein…
- Weitergabe an neutrale Begegnungen: Mögest du glücklich sein…
- Weitergabe an Menschen, die als herausfordernd erlebt werden: Mögest du glücklich sein…
- Schließlich Ausdehnung auf alle Lebewesen: Mögen alle Lebewesen glücklich sein…
Die Meditation kann Schritt für Schritt zu einem Herzen führen, das weiter und offener wird, das nicht ausschließt, sondern verbindet.
Herzverbindung im Alltag
Metta Bhavana endet nicht auf dem Meditationskissen. Die Haltung der Freundlichkeit kann sich in den Alltag hinein entfalten: im Gespräch, im achtsamen Zuhören, in einem liebevollen Blick und im stillen Wünschen von Frieden für andere.
So entsteht Herzverbindung, nicht als Idee, sondern als gelebte Wirklichkeit.
Namasté Melanie
Foto @ Andreas Brüggemann